Schaut man sich die Anzeigen in den einschlägigen Verkaufsplattformen an, dann fällt auf, dass die Preise für Kätzchen einer Rasse sich sehr stark unterscheiden. Oft werden angeblich rassereine Kätzchen schon für 300-400 Euro angeboten. Bei seriösen Vereinszüchtern dagegen geht es ab 750 Euro aufwärts los. Nach oben gibt es fast keine Grenzen.
Wie ist es möglich, Kätzchen so günstig abzugeben? Sind die anderen alle Abzocker? Das aufzuklären ist eigentlich ganz einfach, wenn man etwas recherchiert. Möchte man Kätzchen mit möglichst großer Gewinnspanne verkaufen, dann sollte man das nämlich auf keinen Fall wie seriöse Züchter machen.
Zuerst einmal braucht man 2-3 weibliche Katzen, die möglichst typisch nach einer gängigen Katzenrasse aussehen. Ob die eine Ahnentafel haben oder nicht, ist dabei egal. Genauso egal ist es, ob es tatsächlich Rassekatzen sind. Wichtig ist nur, dass es den Verkäufer nicht wirklich interessiert, was der Käufer mit seinen Katzen macht. Außerdem braucht man natürlich noch einen passenden Kater, gerne schon etwas älter, damit es zügig mit der Kittenproudktion losgehen kann. Und jetzt muss man als gewiefter Kittenproduzent nur noch warten, bis die Katzen ihrer Natur folgen.
Sind die Katzen dann so 7-8 Monate alt, kann man damit rechnen, da der erste Wurf unterwegs ist. Dass die Mädels eigentlich noch nicht ausgewachsen sind und auch von der Entwicklung noch gar nicht bereit sind, Nachwuchs aufzuziehen, darf einen nicht interessieren. Die Natur wird das schon richten. Genauso unsinnig sind natürlich Zuchtuntersuchungen. Schließlich sieht die Katze doch gesund aus.
Aus Rentabilitätsgründen ist es von jetzt an wichtig, dass die Katzen so viele Würfe wie möglich haben. Wer etwas essen will, muss schließlich dafür arbeiten. 2-3 Würfe pro Jahr sind machbar und wenn einmal etwas dabei schief geht, ist das kein großer Verlust, weil die Katze garantiert schnell wieder trächtig wird. Trächtigkeit und Aufzucht sind eine natürliche Sache sind, so dass man am besten alles der Katze überlässt. Die wird schon wissen, was zu tun ist. Sollten es Kitten einmal "nicht schaffen", so ist das auch "Natur"und man kann den Verlust begrenzen, indem man nicht auch noch in die Taschen der Tierärzte wirtschaftet.
Auf diese Art kann man schon einmal locker 10-12 Kätzchen pro Katze und Jahr produzieren - und das Jahr für Jahr, bis mal etwas richtig schief geht und es die Natur nicht richtet oder die arme Mietz nach 7-8 Jahren nicht mehr so produktiv ist und mit ganz viel Glück dann kastriert wird.
Sehr günstig ist es auch, wenn man immer denselben Deckkater Vater werden lässt, denn so kann man sich die Kosten für die Fahrt zu Katern von anderen Katzenfreunden sparen. Decktaxen sind teuer, die Fahrt quer durch Deutschland, womöglich mit Übernachtung kaum bezahlbar, so dass man sich das am besten spart.
Ganz wichtig ist es natürlich, die Fütterung zu optimieren. Da viele Tierärzte das sogar noch empfehlen, kann man seine Ausgaben mit gutem Gewissen niedrig halten, indem man die Katzen auschließlich mit Trockenfutter ernährt. Nichts verdirbt, man muss keine Futterschüsseln putzen und es riecht kaum nach Katzenfutter. Informiert man sich etwas über die Einkaufsquellen und Preise, kann man eine säugende 4-kg-Katze locker 1 Woche lang für 3,50 Euro ernähren. Außerhalb der Aufzuchtzeit sinkt der Bedarf und es reichen 2 Euro pro Woche, so dass man für die brave Katzenmama maximal 150 Euro pro Jahr für das Futter ausgeben muss. Der Katzenpapa ist auch nicht teurer, so dass man pro Jahr mit Futterkosten in Höhe von maximal 600 Euro rechnen muss.
Hab ich etwas vergessen? Ach ja, die Kätzchen - die brauchen doch auch Futter! Da darf man nun wirklich nicht dumm sein, wenn die ganze Sache Gewinn abwerfen soll. Wenn man eine fitte Katzenmutter hat, kann sie mit etwas Mühe ihren Nachwuchs 5-6 Wochen allein durch ihre Milch ernähren. Am Ende wird es zwar etwas knapp, aber dann wachsen die Katzenkinder eben langsamer. Wichtig ist aber, dass dann möglichst schnell die Kittenkäufer die Fütterung der hungrigen Kleinen übernehmen. Kitten sind mit 6-8 Wochen zuckersüß und man kann ganz wahrheitsgemäß den Kitteninteressenten erzählen, dass die schlimme Katzenmutter ihren Nachwuchs verstoßen hat. Die arme, völlig erschöpfte und ausgemergelte Katze weiß sich nämlich nicht anders zu helfen, um die ständig hungrige Kinderschar von ihren Zitzen fernzuhalten und nicht selbst zugrunde zu gehen.
Da Entwurmungen und Impfungen in der Natur auch nicht vorkommen und die Kitten vor dem Auszug dafür sowieso zu jung sind, kann man sich als Naturfreund auch wieder auf die Natur berufen, sollte doch einmal ein Interessent danach fragen.
Da ein halbwegs seriöser Zuchtverein mit dieser Vorgehensweise in der Regel Probleme hätte und alles, was damit zusammenhängt, nur Kosten verursacht, hält man sich am besten davon fern und gibt sich als Hobbyzüchter aus, der das Ganze zum Spaß an der Freude und ohne Verein betreibt. Das klingt nett und nach Katzenfreund.
Jetzt können wir schon die Einnahmen anschauen:
Bei 3 Katzen sind das pro Jahr bei 36 Kitten 36 x 350 Euro = 12.600,- Euro
Davon zieht man folgende Kosten ab:
Futter für die Katzen 600,- Euro
Streu für die Katzenklos 200,- Euro
Anschaffung der Katzen auf 8 Jahre Zuchteinsatz gerechnet 180,- Euro
Zubehör 120,- Euro
Das ergibt einen Gewinn pro Jahr von 11.500 Euro. Diesen sollte man auf keine Fall schmälern, indem man ausgediente Katzen, sollten sie so lange durchhalten, als Kastraten behält.
Sollten Sie bis hier durchgehalten haben, sind Sie hoffentlich zu Recht entsetzt. Ich hoffe, dass aus dieser "Anleitung" schnell klar wird, dass man nur dann Geld auf diese Art verdienen kann, wenn man nicht wirklich etwas für Katzen übrig hat und einem die Gesundheit und ihr Wohlergehen egal sind. Ein Züchter, der alles auf sich nimmt, was seriöse Zucht ausmacht, tut dies, weil ihm seine Katzen am Herzen liegen und weil er alles tut, um gesunde, glückliche und gut sozialisierte Kätzchen aufzuziehen. Und das ist eben nicht mit der Geiz-ist-geil-Mentalität zu bekommen.
Wie es bei verantwortungsvollen, seriösen Züchtern mit den Ausgaben aussieht, finden Sie auf einigen Züchterseiten odere z.B. auf Katzenfieber.
Deshalb rate ich Ihnen, für Ihren Traum von einem Rassekätzchen ganz genau hinzuschauen und mit Ihrem Geld nur seriöse Züchter zu unterstützen. Das vermeintlich gesparte Geld, eventuell auch ein Vielfaches davon, müssen Sie sonst im schlimmsten Fall innerhalb kurzer Zeit beim Tierarzt ausgeben.
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